Kaufberatung für das richtige Rennrad

Die Auswahl an Rennrädern ist atemberaubend. Vielfältige Materialien und eine Fülle konzeptioneller Nuancen haben den Rennrad-Bereich für Profisportler wie für Hobbyfahrer ausdifferenziert. Um eine gute Orientierung zu bieten, werden im Folgenden die gängigen Rennrad-Typen und die grundlegenden Komponenten erläutert, damit jeder das Rennrad findet, das neuen Speed in den Alltag oder das Training bringt!

Rennrad – vom Geschwindigkeitsrausch zur Norm

Der Wunsch nach mehr Geschwindigkeit war der Initiator für die Erfindung des Fahrrades vor 200 Jahren. Die Optimierung des Fahrvergnügens zu noch schnellerer Fortbewegung prägte daher die Entwicklungsgeschichte des Fahrrades von Anbeginn. Bereits um 1890 fanden die ersten Rennen mit Fahrrädern statt. Zunächst wurden diese Rennen vor allem als Straßenrennen ausgetragen. Daneben etablierten sich im Laufe der Zeit auch Bahnrennen mit eigens konzipierten Indoor-Rennstrecken.
Im Zuge dieses Geschwindigkeitsrausches im Fahrrad-Bereich hat sich eine renntypische Bauweise mit einer Reduktion auf die zum Fahren unerlässlichen Teile etabliert. Wenn man heute das Wort „Rennrad“ hört, haben daher die meisten Menschen ein bestimmtes Erscheinungsbild vor Augen:

  1. Ein nach unten und hinten geschwungenen Hornlenker (auch Bügellenker genannt).
  2. Dünne, fast profillose Reifen, die auf sehr schmalen Fahrradfelgen laufen.
  3. Verzicht auf Schutzbleche, Gepäckträger und Beleuchtung zur Gewichtseinsparung.
  4. Ein Sattel, der höher ragt als der Lenker.
  5. Eine aerodynamische Sitzposition, bei dem Kopf und Gesäß eine windschnittige Linie bilden.

Tatsächlich steckt jedoch auch die Entwicklungsgeschichte des Rennradbaus voller exotischer Entwürfe, die sich nicht alle durchgesetzt konnten. So mag es überraschen, aber die Union Cycliste Internationale (UCI) definierte erst im Jahre 2000, zu ihrem 100jährigen Jubiläum, wie ein Fahrrad gebaut sein muss, um für ein Rennen zugelassen zu werden. Ein offizielles Rennrad hat demnach:

  1. Zwei Bremsen – eine am Vorderrad und eine am Hinterrad
  2. Freilauf
  3. Einen Bügellenker – 2014 um Zeitfahrlenker mit Armstützen ergänzt.
  4. Die Sattelspitze ist hinter dem Tretlager angesetzt.
  5. Drei Auflagepunkte des Körpers auf dem Rennrad: Sattel, Pedale und Lenker.
  6. Die Gewichtsuntergrenze von 6,8 kg darf nicht unterschritten werden.
  7. Es muss im Handel frei verkäuflich sein – also kein Prototyp!

Sind diese Merkmale erfüllt, ist ein Rennrad nicht nur für jedwedes Rennen zugelassen, sondern erhält ein UCI Siegel und gilt damit im eigentlichen Sinne als Rennrad.
Durch diese Festlegung wurden alle Stundenzeitfahrrekorde der vorangegangenen 28 Jahre annulliert, da die Entwicklung im Rennrad-Bereich sehr vielfältig geworden war. Nun gelten vergleichbare Standards und damit auch vergleichbare Ergebnisse im Rennradsegment.

Grundsätze bei der Rennradentwicklung

Um ein Höchstmaß an Geschwindigkeit zu erreichen, sind ein paar Leitlinien für den Rennrad-Bereich prägend geworden:

1. Möglichst geringes Gewicht:

  • Das Rahmenmaterial und die Rahmenkonzeption hat entscheidenden Einfluss auf das Gesamtgewicht, sodass im Radsport-Bereich hier am meisten an Gewicht gespart werden kann.
  • Sehr leichtes Rahmenmaterial für jede Millisekunde! In der Regel wird Carbon verwendet.
  • Ebenso wird auf überflüssige Bauteile wie Schutzblech, Gepäckträger und Beleuchtung verzichtet.
  • Rennräder wiegen heute zwischen 6 und 11 kg.

2. Rennoptimierte Reifen:

  • Das Laufrad hat als einziges Bauteil Bodenkontakt und ist neben Grip für den Rollwiderstand verantwortlich.
  • Rennräder laufen auf möglichst schmalen, profillosen Reifen.
  • Eine Breite von 23 bis 25 mm ist häufig anzutreffen.
  • Geländegängige Modelle (Gravel Bikes) greifen auf ein paar Millimeter mehr zurück, um die Sicherheit zu erhöhen.

3. Komfort ist nicht das Ziel:

  • Die Fahrradgeschichte voll von Entwicklungen, die das Radfahren angenehmer machen. Da es hier jedoch um Geschwindigkeit geht, fehlen an einem Rennrad solche Bauteile.
  • Aufgrund des meist glatten Untergrundes, auf dem ein Rennrad zum Einsatz kommt, ist eine Federgabel, wie beim MTB nicht notwendig.

4. Steuerbare Kraftübertragung:

  • Vor allem bei einem Straßenrennen ist nicht davon auszugehen, dass es nur geradeaus und bergab geht. Daher hat derjenige einen Vorteil, der seine Tretkraft zu jeder Zeit optimal übersetzen kann.
  • Kein Wunder also, dass die Erfindung der Gestänge-Kettenschaltung auf einen Radrennsportler zurückgeht. Tulli Campagnolo meldete das Patent dazu im Jahre 1946 an und prägte die Fahrradgeschichte nachhaltig.
  • Seine Erfindung machte die Kettenschaltung breitenwirksam und den Radrennsport erfolgreicher.

Typisierung beim Rennrad

Neben dem reinen Rennsportsegment hat sich das Rennrad auch im Alltags- und Hobbybereich etabliert. Aus diesem Grund gibt es mittlerweile unterschiedliche Rennrad-Typen, die eine rasante Fahrt mit unterschiedlichen Nutzungsanforderungen verbinden. Folgende Rennrad-Varianten sind erhältlich

Klassisches Rennrad – mit Leichtigkeit zu neuen Gipfeln

Bergab kann jeder schnell fahren, doch die entscheidenden Unterschiede offenbaren sich nicht nur bei den bekannten Straßenrennen in den Bergen. Wie beim Bergwandern macht sich hier jedes überflüssige Gramm schnell bemerkbar und kostet wertvolle Tretkraft.
Das klassische Rennrad ist daher geprägt von einem ultraleichten Rahmen, der sich agil und wendig durch kurvenreiche Strecken steuern lässt. Die klassische Diamantform des Rahmens wird mittlerweile von einem zum Sitzrohr abfallenden Oberrohr abgelöst. Das macht den Rahmen steifer und noch leichter.
Die Verteilung des Fahrergewichtes wird möglichst zu gleichen Teilen auf das Vorder- und auf das Hinterrad übertragen.
Das geringe Gewicht macht aus dem klassischen Rennrad einen echten Bergsteiger. Einige Hersteller unterschreiten sogar die von der UCI gemachten Vorgaben und bieten Rennräder unter 5 kg an. Am Berg ist man damit Spitze, allerdings fällt man aus der Wertung.
Hauptmerkmal:

  • Leichtigkeit und Fahrstabilität
  • enger Radstand und schmale Reifen

Aero-Rennrad – nur die Geschwindigkeit zählt

Der R. Kelly Hit „I believe I can fly“ aus dem Jahre 1996 hätte auch das Aero-Rennrad besingen können. Denn es geht bei diesem Rennradtyp, wie beim Fliegen, um das Erreichen der Höchstgeschwindigkeit. Anders als am Berg ist dabei nicht das Gewicht des Rades ausschlaggebend, sondern der geringste Luftwiderstand.
Um die beste Windschnittigkeit zu erzielen, werden beim Aero-Rennrad Zugeständnisse an das Gesamtgewicht gemacht. Somit können der Rahmen und die verbleibenden Bauteile so integriert werden, dass die beste Aerodynamik und damit die höchsten Geschwindigkeiten erzielt werden. Dazu wird auch die Geometrie des Rades angepasst und eine sehr gestreckte Sitzposition (langer Reach) eingenommen. Ziel dieses Fahrradtyps ist es, auf einer überschaubaren Streckenlänge die höchste Geschwindigkeit zu erreichen. Ein Aero-Rennrad kommt daher bei klassischen Radrennen und kurzen Triathlons zum Einsatz.
Für Bahnrennen wird bei dieser Gattung sogar auf Schaltung, Bremsen und Freilauf verzichtet.
Hauptmerkmal:

  • kürzeres Steuerrohr für flache Sitzposition
  • Rahmenrohre sind vorne dicker und verjüngen sich nach hinten
  • gestreckte Sitzposition
  • enger Radstand
  • wenige Speichen und herausgezogene Felgenprofile sorgen für Aerodynamik und ein typisches Erscheinungsbild.

Zeitfahr-Rennrad – mehr Strecke gewinnt

Das Zeitfahr-Rennrad wird auch Zeitfahrmaschine genannt und kommt vor allem im Hallenrennbahnbereich zum Einsatz. Zwar sind hier Windschnittigkeit und höchstes Tempo ebenfalls wichtig, aber die äußeren Einflüsse und die Fahrbahn sind kalkulierbarer.
Plötzliche Richtungswechsel und schnelle Schaltvorgänge sind auf so einer Rennstrecke nicht zu erwarten, sodass ein anderer Lenker mit extra Armauflagen für das Zeitfahr-Rennrad typisch ist. Zur Verbesserung des Zeitfahrens wurden 2014 sogar die UCI Regeln zum Rennrad geändert, damit der für Zeitfahrmaschinen typische Lenker im Rennsport anerkannt wird. Bei Stundenrekord-Versuchen wird mitunter ganz auf eine Schaltung verzichtet. Im Triathlon sind aber auch Zeitfahr-Rennräder mit Schaltung unterwegs.
Die anders gelagerte Sitzposition führt beim Zeitfahr-Rennrad zu einer nach vorne verlagerten Gewichtsverteilung. Dies wirkt sich für den Triathlon positiv auf den Schenkelbeuger aus, der geschont wird und beim Laufen dann ausgeruhter starten kann. Andererseits hat diese Ergonomie Auswirkungen auf das Fahrverhalten und man muss Einschränkungen beim Kurvenverhalten in Kauf nehmen.
Hauptmerkmal:

  • sehr tief liegender Zeitfahrlenker mit Armauflagen
  • besonders aerodynamische Sitzposition
  • hohe Felgen und wenige Speichen

Endurance-Rennrad – Langstreckenoptimiert

Wer im Training oder auf ausgedehnten Rennen über längere Strecken eine hohe Geschwindigkeit erzielen möchte, kann nicht die ganze Zeit im langen Reach sitzen. Daher macht dieser Rennrad-Typ Zugeständnisse an die Sitzposition. Eine angenehmere Geometrie durch ein längeres Steuerrohr und einen etwas größeren Radstand erlauben langandauernde Fahrten.
Durch die Fortschritte beim Rahmenbau überzeugen auch die immer beliebteren Endurance-Rennräder mit hohen Geschwindigkeiten an Steigungen und kurvenreichen Strecken. Die Vielfalt an High-End Ausstattungen bei Rahmenmaterial, Bremsen, Schaltwerk und Laufrädern heben das Endurance-Rennrad weit über den bloßen Hobbybereich hinaus.
Hauptmerkmal:

  • entspanntere Ergonomie und aufrechtere Sitzposition
  • High-End Bauteile für beste Fahreigenschaften

Gravel-Bike – Wer braucht schon Asphalt?

Das Gravel-Bike wurde als All Road Bike entwickelt und erlaubt auch High Speed auf nicht-asphaltiertem Untergrund. Dazu kommen robustere, weniger empfindsame Rahmen und etwas breitere Reifen zum Einsatz. Das Tretlager ist höher angesetzt, um mehr Bodenfreiheit zur gewährleisten.
Um auch auf der Straße weiterhin mit ansprechender Performance zu überzeugen, wird auf eine gute Übersetzungsbreite und ein ausgewogenes Gesamtkonzept geachtet. Das Gravel-Bike gilt daher als Allround-Talent unter den Rennrädern und eignet sich hervorragend für den Hobby- und Trainingsbereich.
Hauptmerkmal:

  • breitere, profilierte Reifen (bis zu 40 mm möglich)
  • die Laufräder fahren wie beim MTB tubeless und können mit reduzierten Reifendruck auskommen
  • ausgeglichene Sitzposition

Cyclocross

Das Cyclocross ist der Offroad-Spezialist unter den Rennrädern. Wie das Gravel-Bike sitzt das Tretlager beim Cyclocross höher, damit die Pedale in der Kurvenlage nicht auf die Erde kommen. Ebenso gehören verbreiterte Stollenreifen für bessere Fahrkontrolle unabdingbar dazu. Weil dieser Rennradtyp bei Geländerennen zum Einsatz kommt, ist jedoch die Reifenbreite auf maximal 33 mm begrenzt.
Cyclocrosser werden, anders als andere Rennrad-Typen, immer mit Scheibenbremsen gefertigt, damit der Matsch keinen Einfluss auf die Bremswirkung entfalten kann.
Diese Rennrad-Gattung erfreut sich auch für den Wintersport oder als Schlechtwetter-Trainingsbike immer größerer Beliebtheit.
Hauptmerkmal:

  • ausgeprägte Geländetauglichkeit
  • zumeist als Einfach-Antrieb mit einem Kettenblatt vorne versehen
  • Scheibenbremsen
  • Stollenreifen bis maximal 33 mm Breite

Randonneur – für extra Upload

Wer auf mehrtägigen Touren nicht nur auf ein Trekking-Rad zurückgreifen möchte ist mit dem Randonneur (franz. für Reiserennrad) bestens beraten. Ein etwas längerer Radstand sorgt für eine größere Laufruhe und eine aufrechtere Sitzposition. Weite Strecken können so mit hoher Geschwindigkeit zurückgelegt werden. Für das Bikepacking gehört ein Gepäckträger zur Ausstattung, was diesen Fahrradtyp auch bei Pendlern beliebt macht.
Für das Randonneur hat sich sogar eine eigene Rennklasse entwickelt, die sogenannten Audax-Veranstaltungen. Hier zählt vor allem das Durchhaltevermögen, weswegen diese Rennen gerne Non-Stop-Rennen genannt werden. Im Übrigen wurde in diesem Bereich des Rennsportes die Dreifachkurbel entwickelt, die über das Randonneur in den übrigen Fahrradbereich eingewandert ist. Das Randonneur ist daher nicht nur für ausdauerndes Fahrvergnügen, sondern auch für eine große Schaltbreite bekannt.
Meist gehört eine betriebssichere Beleuchtung zur Serienausstattung und der Lenker bietet verschiedene Griffpositionen für Abwechslung auf langen Strecken.
Hauptmerkmal:

  • mit Gepäckträger für Transport ausgestattet
  • größerer Radstand und höhere Laufruhe
  • große Schaltbreite
  • angenehmere Sitzposition
  • variable Griffpositionen

Fitness-Rennrad – Sparring Partner für die tägliche Fitness

Um die nötige Motivation im Kampf gegen den inneren Schweinehund zu finden, setzt das Fitness-Rennrad auf mehr Komfort. Die Geometrie ist nicht für den Höchstleistungssport ausgereizt und bietet neben Speed eine angenehme Sitzposition. Normale Plattform-Pedale und ein alltagstaugliches Übersetzungsangebot der Schaltanlage machen den Umstieg auf diese Rennrad-Kategorie leicht. Ein größerer Radstand gibt ein sicheres Fahrgefühl. Zumeist kommt ein gerader Flat-Bar-Lenker zum Einsatz, der durch seine kürzere Abmessung gut durch den Straßenverkehr kommt.
Als Trainingsrad oder Einsteigerrennrad ist ein Fitness-Rennrad bestens geeignet und führt spritzig durch den Alltag.
Hauptmerkmal:

  • auffällig ist vor allem der gerade Lenker
  • häufig mit einer Trekking Schaltung versehen
  • profitiert von klassischen Rennrad-Tugenden und bietet ein komfortableres Fahrgefühl

Singlespeed-Rad

Das Singlespeed bzw. Kurier-Rad hat sich aus den Bedürfnissen von Kurierdiensten in US-Metropolen entwickelt. Neben einem schnellen Vorankommen waren bei der Konzeption ein Diebstahlschutz durch Teilereduktion maßgeblich. Man könnte das Singlespeed-Rad daher als Rennradpurist bezeichnen. Es erfreut sich in Städten immer größerer Beliebtheit, denn es ist schnell und stabil.
Hauptmerkmal:

  • keine Gangschaltung
  • gerader Lenker
  • mit Flip-Flop-Nabe, die bei umgedrehtem Einbau des Rückrades aus dem Singlespeed-Rad ein „Fixie“ ohne Freilauf macht

Rennräder und die Straßenverkehrsordnung

Wer mit einem Rennrad am normalen Straßenverkehr teilnehmen möchte, muss den Regularien der Straßenverkehrsordnung (StVO) entsprechen. Da diese Straßenzulassung wegen des zusätzlichen Gewichtes nicht Teil des Rennrad-Konzeptes ist, gehören sie bei den meisten Rennrädern nicht zur Serienausstattung.
Für Rennräder unter 11 kg Eigengewicht gelten aber gelockerte Bedingungen. Folgende Bauteile müssen daher meist nachgerüstet werden:

  • Batteriebetriebenes Stecklicht
  • genügend Reflektoren
  • helltönende Glocke

Unterschiedliche Materialien für den Rahmen

Der Rahmen ist das zentrale Bauteil eines Fahrrades. Er ist nicht nur für das Design und das Gewicht verantwortlich, sondern sorgt für die notwendige Sicherheit. Der Bruch des Rahmens während der Fahrt zählt zu dem Schlimmsten, was einem unterwegs passieren kann. So wurden zwar im Laufe der gut 200 jährigen Geschichte des Fahrrads diverse Materialien für den Rahmenbau getestet, wirklich durchsetzen konnten sich jedoch nur Stahl, Aluminium und Carbon.

Stahl – Klassisches Material

Ursprünglich war Stahl der Werkstoff Nummer 1 bei der Herstellung von Fahrrad-Rahmen. Neben der Haltbarkeit überzeugten die Dämpfungseigenschaften des Stahls auch im Rennsportbereich.

  • Die hochindustrielle Fertigung erlaubt die Herstellung schmaler Rohre zu kostengünstigen Preisen.
  • Kodifizierte Rohre und effiziente Verarbeitung ermöglichen durchaus die Herstellung von Rennrädern mit geringem Gewicht. So fuhr das leichteste Rennrad, das je in einem UCI-Rennen eingesetzt wurde, mit einem Rahmen aus gemufftem Stahl.
  • Dieses Bahnrennrad von Eddy Merckx wog federleichte 5,75 kg!
  • Obgleich Stahl bis heute beim Fahrradrahmen zum Einsatz kommt, wurde es im Bereich des Rennrades von anderen Werkstoffen verdrängt und kommt nur noch bei besonders belastbaren Rennrädern wie dem Randonneur, den Gravel-Bikes, Cyclocrossern und Singlespeedern zum Einsatz

Aluminium – leicht und steif

Aluminium kam als Rahmenmaterial in den 1980zigern zusammen mit dem Mountainbike auf und zählt gegenwärtig zu dem meist genutzten Rahmenmaterial in der Fahrradbranche. Im Rennrad-Bereich überzeugt vor allem das gegenüber Stahl geringere Gewicht und die höhere Steifigkeit.

  • Aluminium wird im Fahrradrahmenbau meist als Legierung eingesetzt.
  • Es lässt sich preiswert herstellen und senkt damit den Verkaufspreis für ein Rennrad.
  • Trotz des geringen Gewichtes ist ein Aluminiumrahmen robust und eignet sich für den alltäglichen Gebrauch.
  • Aluminium ist sehr steif, weswegen Unebenheiten nicht gedämpft werden. Darunter leidet der Fahrkomfort.
  • In anderen Fahrradsegmenten wird dies durch Federgabeln und gefederte Sattelstützen ausgeglichen. Beim Rennrad muss man damit leben.

Carbon – Weltraumtechnologie für neue Rekorde

Kohlenstofffaserverstärker Kunststoff, umgangssprachlich Carbon genannt, ist ein Verbundwerkstoff, der bei geringem Gewicht dennoch eine hohe Steifigkeit aufweist. Die Verbindung von Leichtigkeit, Härte und Dämpfungseigenschaften haben dieses Rahmenmaterial für das Rennrad interessant gemacht.

  • Bereits in den 1870er Jahren experimentierte Thomas Edison, der Erfinder der Glühbirne, mit Carbonfasern.
  • Jedoch erst die Raumfahrt verhalf dem carbonfaserverstärkten Kunststoff (CFK) zum Durchbruch.
  • Da die Herstellung der Kohlenstoff-Matrix aufwendig ist, lagen die Kosten lange Zeit weit über dem Durchschnitt. Das machte diese Technologie neben der Industrie zunächst nur dem Spitzensport zugänglich.
  • Innerhalb der letzten zehn Jahre hat sich die Verfahrenstechnik verbessert und die Kosten konnten reduziert werden, sodass Carbon mittlerweile neben Aluminium zum gängigsten Rahmenmaterial im Rennradsegment gehört.
  • Anders als metallische Rahmen können Carbon-Rahmen in jede erdenkliche Form gebracht werden, was die Rahmenbauweise zusätzlich revolutioniert. Der Experimentierfreude für den optimalen Mix aus Gewicht und Aerodynamik scheinen kaum noch Grenzen gesetzt.
  • Im Profibereich ist Carbon aus diesem Grund der etablierte Rahmenstandard und findet darüber hinaus immer mehr Freunde im Rennradbereich.
  • Neben dem Rahmen lassen sich auch andere Bauteile wie Laufräder, Sattelstütze, Vorbau uvm. aus Carbon herstellen. Gerade im Bereich Gewichtsreduktion wird hier weiter geforscht und experimentiert, da die Steifigkeit und die vibrationsdämpfende Wirkung von Carbon-Werkstoffen sehr vielversprechend ist.
  • Trotz der vielen Vorteile und der gesunkenen Herstellungskosten ist mit CFK auch ein Nachteil verbunden, der nicht verschwiegen werden soll: Bereits kleine Risse oder Beschädigungen eines Carbon-Rahmens haben fatale Konsequenzen und führen dazu, dass er komplett ersetzt werden muss. Carbon gilt als praktisch nicht reparabel!
  • Wer also sein Rennrad häufig transportieren muss, steht in der besonderen Gefahr eines Rahmenbruches und ist mit Aluminium vermutlich besser beraten.

Schaltsysteme

Ein elementarer Bestandteil des Rennrades ist die Schaltzentrale, die aus verschiedenen Bauteilen besteht und für die passende Übersetzung sorgt. Die Bandbreite an Schaltgruppen ist sehr vielfältig, sodass bereits die großen Hersteller wie Shimano (Japan), SRAM (USA) oder Campagnolo (Italien) unterschiedlichste Komponenten im Portfolio haben.
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Übersetzung

Anders als die Vielzahl an Schaltsystemen ist die Wahl der passenden Übersetzung aufgrund von standardisierten Ritzelgrößen und einer festgelegten Anzahl von Zähnen grundsätzlicher Natur und stark vom Einsatzzweck abhängig.

  • Die jeweilige Übersetzung setzt sich aus der Kombination der Anzahl der Zähne des vorderen Kettenblattes (Kurbel) und der Anzahl der Zähne des hinteren Zahnkranzes (Kassette) zusammen.
  • Je größer die Anzahl der Kettenblätter bei der Kassette und der Kurbel ist, desto mehr Übersetzungen sind während der Fahrt auswählbar.
  • Es gibt Kurbeln mit einem, zwei oder drei Kettenblättern.
  • Am häufigsten werden im Rennradbereich Kurbeln mit zwei Kettenblätter verwendet.
  • Es kann hier weiter differenziert werden in: regular mit 53 und 39 Zähnen – meist im Profibereich, Compact mit 50 und 34 Zähnen – es ermöglicht leichtere Übersetzungsverhältnisse, was gut für die Berge ist und mid-compact mit 52 und 36 Zähnen.
  • Touring-Rennräder und Einsteiger-Modelle fahren nicht selten mit drei Kettenblättern in der Kurbel, die häufig 50, 39 und 30 Zähne mitbringen.
  • Im Rennrad-Bereich selten, aber dennoch anzutreffen, sind Kurbeln mit nur einem Kettenblatt. Sie reduzieren unangenehme Probleme der Schaltmechanik und kommen vor allem am Cyclocross und am Gravel-Bike zum Einsatz.
  • Die Kassette ist mit einer unterschiedlichen Anzahl an Zahnkränzen bestückt, die auch nach dem Kauf eines Rennrades relativ unkompliziert getauscht und so den persönlichen Erfordernissen angepasst werden können.
  • Am häufigsten sind im Rennrad-Bereich Kassetten mit 11 Zahnkränzen unterwegs (11-speed).
  • Die Anzahl der in der Kassette zur Verfügung stehenden Zähne wird mit dem kleinsten und dem größten Ritzel angegeben.
  • Üblich sind Kassetten mit 11 bis 25 bzw. 11 bis 28 Zähnen.
  • Es gibt aber auch Kassetten mit bis zu 34 Zähnen, die sich besonders für steile Anstiege eignen.
  • Je größer bei der Kassette der Unterschied innerhalb der Zähnezahl vom kleinsten zum größten Ritzel ist, desto größer sind die Abstände der jeweiligen Übersetzung beim Schalten. Das verlängert auch den Weg, den die Kette beim Umwerfen zurücklegen muss. Konstante Wechsel der Gänge sind so nicht so gut möglich.
  • Zusammenfassend ist festzuhalten: Kleine Kettenblätter in der Kurbel (compact) und größere Ritzel in der Kassette bieten ein breiteres Übersetzungsverhältnis, was für Anstiege optimal ist. Große Kettenblätter in der Kurbel (regular) und kleine Ritzel in der Kassette geben mehr Höchstgeschwindigkeit.

Laufräder

Im Bereich der Laufräder steckt viel Tuning-Potential, da sie relativ leicht zu wechseln sind , aber auch mit mehr Kosten verbunden sind. Die Verarbeitungsqualität, die Materialart und die Bauweise haben großen Einfluss auf das Fahrgefühl, das Gewicht und die Leistungsfähigkeit eines Rennrades.

  • Ausschlaggebend für das Fahrgefühl ist die Breite und die Höhe der Felge.
  • Breitere Felgen bieten bessere Aerodynamik und mehr Reifenvolumen.
  • Normale Reifenbreiten sind 25 bis 28 mm, wobei sich durchaus mit breiteren Reifen sehr gute Rennergebnisse erzielen lassen.
  • Breitere Reifen erlauben mehr Spielraum beim Luftdruck, was eine optimale Anpassung an die Strecke erlaubt.
  • Bei Gravel-Bikes sind 30 bis 40 mm breite Reifen anzutreffen.
  • Neben unterschiedlichen Breiten kommen drei Reifentypen zum Einsatz: Drahtreifen, sogenannte Clincher, Schlauchreifen und Tubeless-Reifen.
  • Das Material der Felge entscheidet über Gewicht und Langlebigkeit des Laufrades.
  • Hochwertige Felgen sind aus Carbon gefertigt und entsprechend teurer.
  • Einsteiger-Laufräder setzten auf Aluminium.
  • Die Anzahl der Speichen ist unterschiedlich, wobei viele Speichen für eine größere Stabilität und Robustheit des Laufrades sorgen.
  • Neben runden werden auch abgeflachte Speichen verbaut, was sich positiv auf die Aerodynamik auswirkt.
  • Speichen werden aus Stahl, Alu, Carbon oder Titan gefertigt.
  • Im hochpreisigen Segment werden Laufräder mit Keramiknabe angeboten, um die Rollreibung im Innenbereich des Laufrades ebenfalls zu minimieren.

Preisklassen

Die Fülle an Rennrad-Typen und Ausstattungsvarianten hat auch zu einer großen Preisspanne im Rennrad-Bereich geführt. Zum Abschluss wird daher ein Grobüberblick geboten, bei welcher Investition, was zu erwarten ist.

Preis Anwendungsbereich Eigenschaften
bis 750EUR In dieser Preisklasse finden sich Rennräder für Freizeitfahrer mit Freude an Geschwindigkeit. Für Einsteiger ideal, denn man hat ein robustes und stabiles Rennrad zur Hand. Viele Fitnessräder beginnen in diesem Segment.
  • Rahmenmaterial meist aus Stahl oder Aluminium
  • Kurbel oftmals mit drei Kettenblättern
  • Kassette meist mit 8 bis 9 Gängen (8 bzw. 9 Speed)
  • selten mit Gabel aus Carbon
  • Laufräder und Reifen meist recht schwer, was sich aber einfach upgraden lässt
bis 1.500EUR In diesem Segment trifft man schon auf die Gretchenfrage: Aluminium- oder Carbonrahmen. Auch wenn es hier schon Rennräder mit tollen Carbonrahmen gibt, müssen dann meist bei anderen Bauteilen wie der Schaltgruppe Abstriche gemacht werden. Gute Aluminiumrahmen können hier meist mit besseren Bauteilen punkten.
  • einige Rahmen mit Carbon
  • viele hochwertige Aluminiumrahmen
  • Abstufungen bei den Bauteilen erfordern genaues Vergleichen und Abwägen
bis 3.000EUR Mit der Überschreitung dieser Preisgrenze wird der Leistungsbereich betreten. Mit anderen Worten: Das Gewicht des Rennrades nimmt mit steigendem Preis ab und die Schaltgruppen werden immer leistungs- und widerstandsfähiger. Geschwindigkeitssteigerungen werden durch aufwendigere Rahmenkonstruktionen und Laufradoptimierungen geboten.
  • die 11er Kassette und die zweifach Kurbel ist hier meist Standard
  • Rahmen und Gabel aus Carbon
  • vereinzelt auch Carbon-Laufräder
  • SRAM Rival oder Shimano 105 häufig anzutreffen, gelegentlich auch Shimano Ulterga
  • Reifen mit verbessertem Rollwiderstand
bis 4.500EUR Diese Rennräder bieten schon High-Tech pur. Das Gewicht des Rennrades purzelt und die Spezialisierung des Rennrad-Typs wird ausgereizt.
  • Rahmen, Gabel und Laufräder aus hochwertigem Carbon
  • hoch spezialisierte Rennräder
  • SRAM Rival, Force und Red bzw. Shimano Ultegra und Dura-Ace und von Campagnolo die Potenza und die Chorus
  • Laufräder haben eine Keramiknabe für minimalste Reibung
ab 4.500EUR Performancesteigerungen sind nicht mehr für jeden Euro zu haben bzw. möglich. Persönlicher Geschmack und technische Nuancen lassen sich ausleben und liefern ein seltenes Rennrad der Spitzenklasse.
  • auch elektrische Schaltungen von Shimano oder SRAM Red eTap
  • Shimano Ultegra Di2 oder Dura-Ace Di2
  • Ultraleichträder im Aero-Design
ab 10.000EUR In diesem Preissegment sind die absoluten Profiräder angesiedelt. Rennrad-Replikas eines Profis werden in geringer Stückzahl gefertigt und bieten das Neuste und Beste der aktuellen Forschung.
  • High-End auf dem höchsten Niveau
  • Materialschlacht um jede Millisekunde