Riemenantrieb am Fahrrad
Kette oder Riemen? – Fakten und Details beim Vergleich beider Antriebssysteme
Auch wenn es den Riemenantrieb beziehungsweise Beltdrive beim Fahrrad schon mehr als 10 Jahre gibt, wird über dessen Vor- und Nachteile gegenüber einem Kettenantrieb immer noch diskutiert. Ist die Kette oder der Riemen effizienter bezüglich des Wirkungsgrades, welcher Antrieb ist pflegeleichter und wie sieht es mit der Haltbarkeit eines Riemenantriebs aus? Dies und vieles mehr beantwortet dieser Artikel.
Wie funktioniert der Riemenantrieb?
Bei einem mit Riemen betriebenen Fahrrad kommt statt einer Kette ein Carbongurt zum Einsatz. Der Riemen verfügt an der Innenseite über aus Nylon gefertigte Zähne. An der Kurbel befindet sich eine größere Riemenscheibe. Die etwas kleinere zweite Riemenscheibe ist an der Hinteradnabe befestigt. Zwischen beide Zahnscheiben (Sprockets) gespannt, greifen die Zähne des Zahnriemens und die Zähne der Zahnscheiben ineinander, wodurch bei korrekter Spannung kein Durchrutschen gegeben ist.
Führend am Markt ist die amerikanische Firma Gates, welche den Gates Carbon Drive herstellt. Den Spezialisten gelang es gegenüber anderen Herstellern Zahnriemen herzustellen, die auch unter Belastung keine Längenveränderung aufweisen. Ermöglicht wird dies durch eingearbeitete Carbon-Zugstränge. Von Polyurethan umhüllt, werden die Kohlefaserstränge vor Korrosion, UV-Strahlung und Abrieb geschützt.
Ist die Kette oder der Riemen besser?
Darauf gibt es keine klare Antwort. Einige Radfahrer kritisieren die Gefahr eines gerissenen Riemens. Andere schwören auf die lange Haltbarkeit und die einfache Pflege des Zahnriemens. Sowohl die Kette als auch der Riemen haben ihre Vorteile. Bei genauerer Betrachtung muss jeder Fahrradfahrer individuell abwägen, was die bessere Lösung für das eigene Fahrrad ist.
1. Der Wirkungsgrad
Im Vergleich zu einer Kette mit Nabenschaltung bietet der Zahnriemenantrieb laut Gates nahezu denselben Wirkungsgrad, da der Effizienzverlust bei Nabengetriebe-Kette und Nabengetriebe-Riemen vorwiegend durch die Reibung des Nabengetriebes gegeben ist. Zudem hat der Hochschulreport ergeben, dass bei höherer Spannung des Fahrrad-Antriebsriemens der Wirkungsgrad steigt. Allerdings sollte nach Angaben des amerikanischen Riemenherstellers keine zu hohe Spannungseinstellung vorgenommen werden. Eine zu hohe Spannung kann Lagerschäden an der hinteren Nabe sowie einen hohen Verschleiß des Zahnriemens zur Folge haben.
2. Haltbarkeit
Auf dem Papier hat der Riemen in puncto Haltbarkeit klare Vorteile gegenüber einer Kette. Eine gut gepflegte Kette hält rund 7.000 Kilometer. Mit Kettenschutz vielleicht auch 10.000 Kilometer. Für den Riemenantrieb hat der Hersteller Gates Carbon Drive hier eine grobe Einschätzung der Laufleistung wie folgt angegeben: Die CDX Serie hält ca. die 2-3-fache Laufleistung im Vergleich zum Konventionellen Kettenantrieb, bei der CDN/CDC Serie ist es ca. noch die 1-2-fache Haltbarkeit. Ein Gates Carbon Drive beziehungsweise der Carbon Riemen ist in Längsrichtung sehr stabil.
3. Pflege
Die Pflege eines Gates Carbon Drive gestaltet sich wesentlich einfacher, als bei einer Fahrradkette. Beispielsweise kann sich am Riemen aus Kunststoff kein Rost bilden. Auch das Schmieren der Kette fällt weg. Dadurch gibt es keine ölverschmierten Hosenbeine. Ganz pflegefrei ist der Riemenantrieb eines Fahrrads jedoch nicht. Bei Verschmutzungen sollte der Carbonriemen mit Wasser gereinigt werden. Der Riemen muss bei der Erstmontage, nach einigen Fahrkilometern sowie nach dem Ausbau des Hinterrades gespannt werden. Auch die regelmäßige Kontrolle der Spannung kann eventuellen Schäden vorbeugen.
4. Geräuschentwicklung
Immer wieder wird betont, dass Fahrrad-Riemenantriebe leise in ihrer Funktion sind. Bei richtig ausgerichtetem Riemen und Riemen-Zähnen in gutem Zustand trifft dies zu. Es gibt keine ausgeleierten Kettenglieder sowie Quietsch- oder Knackgeräusche. Bei falscher Riemenspannung oder bei einem Schräglauf können Quietsch- und Reibungsgeräusche auch beim Riemenantrieb auftreten.
Was für den Gates Carbon Drive Riemenantrieb spricht:
Der Gates Carbon Drive hat in einigen Punkten klare Vorteile gegenüber einem Kettenantrieb. Die einfache Pflege kommt vor allem Pendlern und Alltagsfahrern, aber auch Gelegenheitsradlern, entgegen. Es muss nicht geölt werden und durch die ausbleibende Korrosion zeigt sich der Antriebsstrang optisch immer in einem ausgezeichneten Zustand.
Wer seinen Riemen hin und wieder pflegt und die Spannung überprüft, braucht sich auch keine Sorgen bezüglich Störgeräusche sowie klappernde Ketten machen. Auch die Haltbarkeit ist ein Argument, dass speziell für Vielfahrer interessant sein dürfte. Wer gerne flott zur Arbeit fährt oder in der Freizeit unterwegs ist, kann sich auch über den Wirkungsgrad des Riemenantriebs nicht beklagen.
Auch preislich hat sich einiges getan. Mittlerweile gibt es Fahrräder mit Riemenantrieb bereits für unter 1.000 Euro. Ein gutes Beispiel hierfür ist das Citybike Pegasus Premio SL Belt. Mit Kettenantrieb gibt es einige Fahrrad-Modelle, die deutlich teurer sind.
Gates Carbon Drive – Vor- und Nachteile im Überblick
Vorteile
- pflegeleicht
- bei richtigem Umgang lange Haltbarkeit
- bei korrekter Riemenführung keine störenden Geräusche
- Riemen ist deutlich leichter als eine Kette
Nachteile
- keine Reparatur des Riemens möglich
- Ersatzteilbeschaffung gestaltet sich schwieriger
- Nicht einfach zu transportieren, da bei falscher Kompression wie Knicken, die Gefahr von Schäden gegeben ist
- Risse und andere Mängel sind schwer zu sehen
- Beim Hinterradausbau muss der Antriebsriemen neu gespannt werden
Mögliche Gründe für einen Kettenantrieb
Bei geringerer Trittleistung zeigt sich die Kettenschaltung effizienter, wobei der Unterschied nur durch technische Messungen wahrzunehmen ist. In der Praxis merken Radfahrer in der Regel nichts von der höheren Reibung. Schneematsch und Schmutz können dem Gates Carbon Drive stark zusetzen, weshalb beim Wintereinsatz zu überlegen ist, ob ein Kettenantrieb nicht die bessere Option ist. Wer sein Fahrrad mit Riemen zur kalten Jahreszeit nutzt, sollte darauf achten, das es sich beim eignen Fahrrad um ein CDX- oder CDC Carbon Drive System handelt, da diese Beltdrive Systeme für Temperaturen zwischen -53 und +85 Grad ausgelegt sind. Zu erkennen am gerippten Rücken. Im Vergleich dazu wird das CDN-System nur für Temperaturen zwischen -20 und +60 Grad vom Hersteller empfohlen.
Schäden wie Risse sind beim Zahnriemen als Antriebsstrang schwer zu sehen, wodurch sich die Unfallgefahr bei einem gerissenen Riemen erhöht. Auch für Fahrradfahrer, die öfter ihr Hinterrad ausbauen, um das Fahrrad im Auto zu transportieren, ist ein Bike mit Kettenantrieb die bessere Alternative. Denn nach dem Ausbau des Hinterrades muss die Riemenspannung neu eingestellt werden, was Zeit und Aufwand bedeutet.
Kettenantrieb Vor- und Nachteile
Vorteile:
- keine Einstellungen nach dem Ausbau des Hinterrades erforderlich
- weniger empfindlich gegenüber äußeren Einflüssen
- Ersatzkette einfacher und günstiger zu beschaffen
Nachteile:
- Wartung ist ohne Kettenkasten aufwendiger
- geringere Haltbarkeit
- schwerer im Vergleich zum Kunststoff-Riemen
- Knacken oder Klappern bei schlecht gepflegter Kette
- Ohne Kettenschutz verschmutzte Hosenbeine
Wie wird ein Riemen gespannt?
Eine falsche Riemenspannung ist eine häufige Ursache für einen gerissenen oder verschlissenen Antriebsriemen. Typische Merkmale für einen zu locker gespannten Riemen ist das Durchrutschen des Keilriemens oder bei zu straff gespannten Riemen werden sämtliche Lager belastet, was auch nicht gut ist. Um ein Überspringen des Carbon Riemens zu verhindern, gibt es sogenannte Snubber. Der Übersprungschutz kann beispielsweise bei einer Shimano Alfine oder Shimano Nexus Nabenschaltung montiert werden. Bei einem Fahrrad mit Rohloffnabe ist ein Snubber bereits montiert.
Für das Messen der Riemenspannung gibt es drei Varianten:
- Gates Krikit-Prüflehre
- Eco Tension Tester
- Gates Carbon Drive Smartphone App
Der korrekte Spannungsbereich wird in Pfund, Kilogramm oder bei der App in Hertz angegeben. Folgende Werte werden von der Firma Gates empfohlen:
- City und Gelände bei gleichmäßigen und nicht zu kraftbetonten Tritt: 15 bis 20 kg oder 45 bis 60 Hertz.
- Sportlicher Fahrstil wie schnelle Antritte in der City und im Gelände: 20 bis 24 kg oder 60 bis 75 Hertz.
Um die Riemenspannung zu prüfen, empfiehlt der Hersteller eine mechanische Prüfung, um ein genaues und rekonstruierbares Ergebnis zu erhalten.
Ist das Umrüsten von Kette zum Riemen möglich?
Aufgrund der Tatsache, dass man für einen Riemenantrieb einen speziellen Rahmen benötigt, ist das Um- bzw. Nachrüsten eines Riemenantriebs zwar möglich, aber es ist mit einem sehr hohen Aufwand verbunden. Falls du dich trotzdem zu einem Umbau informieren möchtest oder Interesse an einem neuen Fahrrad mit Riemenantrieb hast, nimm einfach Kontakt mit uns auf.