Schaltungstypen am Fahrrad: Wissenswertes und Hilfe bei der Auswahl

Wer sich auf dem Fahrradmarkt umsieht, stößt auf eine große Anzahl verschiedener Schaltungstypen. Unterscheidet man grundsätzlich zwischen Ketten- und Naben- oder auch Tretlagerschaltungen, so gibt es auch bei der Zahl der Gänge und den Modellarten viele verschiedene Varianten.
Dabei solltest du deine Schaltung primär nach dem Einsatzzweck wählen.

Hier gibt es viel Wissenswertes zu den unterschiedlichen Schaltungstypen zu erfahren.

1. Die Kettenschaltung

Mit ihrer hohen Verbreitung handelt es sich bei der Kettenschaltung um einen sehr wichtigen Schaltungstypen. Vorherrschend ist sie vor allem an sportlichen Rädern und in bergigen Regionen, erfreut sich allerdings auch in flachen Gefilden großer Beliebtheit.
Kettenschaltungen findet man in allen Preiskategorien. Während eine einfache, funktionale Schaltung schon zu recht günstigen Preisen zu bekommen ist, existieren auch sehr hochwertige Schaltungsmodelle mit viel High-Tech. Diese erreichend dann schnell deutlich höhere Preise.

Funktionsweise der Kettenschaltung

Die Weise, auf die eine Kettenschaltung funktioniert, ist immer die gleiche und relativ einfach.
Hier wird sie in einigen Schritten erklärt:

  1. Die Kette bewegt sich vorwärts und wandert von einem Kettenblatt zum nächsten.
  2. Am Hinterrad befinden sich Zahnräder (Ritzel), dessen Gesamtpaket Kassette genannt wird.
  3. An der Kurbel gibt es ein Kettenblatt bzw. bei einer Mehrfach-Schaltung zwei oder drei davon. Die Kette wird durch den Umwerfer von einem Kettenblatt auf das andere gewechselt.
  4. Die Kurbel ist über die Kette mit einem abgestuften Zahnkranz an der Hinterradnabe verbunden.
  5. Die Multiplikation von der Anzahl der Kettenblätter vorne und jener der Zahnräder hinten ergibt die Anzahl der Gänge.
  6. Die verschiedenen Gänge werden hinten über ein Schaltwerk ausgewählt.

Von entscheidender Bedeutung ist bei einer Kettenschaltung der Begriff Übersetzung.
Folgendes lässt sich festhalten:

  • Man hat eine hohe Übersetzung, wenn das eingelegte vordere Kettenblatt viele Zähne aufweist und das ausgewählte hintere Ritzel nur wenige Zähne hat
  • Im Gegensatz dazu findet man eine niedrige Übersetzung vor, wenn hinten und vorne ein Ritzel mit wenigen Zähnen ausgewählt ist

Bei einer hohen Übersetzung fällt dir das Treten deutlich schwerer, wobei du jedoch den Vorteil einer weiteren Strecke, die du mit einer Radumdrehung zurücklegst, genießt.
Hast du dagegen eine niedrige Übersetzung ausgewählt, fällt dir das Treten deutlich leichter, jedoch verkürzt sich gleichzeitig auch die mit einer Radumdrehung zurückgelegte Strecke.

Vor- und Nachteile der Kettenschaltung

Eine Kettenschaltung weist viele Vorteile auf, denen jedoch auch einige Nachteile gegenüberstehen.

Vorteile

  • Eine Kettenschaltung hat ein recht geringes Gewicht
  • Man profitiert von einem großen Bereich an Übersetzungen
  • Je nach Modell ist eine Kettenschaltung günstiger als vergleichbare Nabenschaltungen
  • Man kann einzelne Komponenten tauschen und damit die Übersetzungsverhältnisse verändern (vor allem für ambitionierte Sportler relevant)
  • Bei einer guten Pflege erzielt eine Kettenschaltung einen hohen Wirkungsgrad und Langlebigkeit

Nachteile

  • Durch ihre vielen offen liegenden Teile muss eine Kettenschaltung viel gepflegt und gewartet werden
  • Man hat im Allgemeinen einen etwas hohen Verschleiß
  • Bei vielen Kettenblättern gibt es Gangüberschneidungen, so dass aus den zur Verfügung stehenden Gängen weniger „echte“ Gänge werden
  • Schalten ist nur beim Fahren möglich
  • Bei Verschmutzung erzielt eine Kettenschaltung einen geringen Wirkungsgrad und unterliegt einem höheren Verschleiß

Einsatzbereiche der Kettenschaltung

Generell hat eine Kettenschaltung an jeder Art von Fahrrad Sinn. Es gibt aber bei der Verwendung – je nach Gattung – große Unterschiede. Dabei kommen Kettenschaltungen tendenziell mehr im hügeligen, bergigen Gelände sowie an sportiven Fahrrädern zum Einsatz.

So bildet ein Mountainbike den klassischen Fall für die fast ausschließliche Verwendung von Kettenschaltungen. Auch im Rennradbereich sind diese Schalttypen vorherrschend. Mischformen wie Gravel und Cyclocross schließen sich dem an.
Des Weiteren erfreut sich die Kettenschaltung auch an modernen Trekkingrädern stets größerer Beliebtheit. Sind Citybikes in der Regel mit Nabenschaltungen ausgerüstet, so finden sich hier dennoch einige Modelle mit Kettenschaltungen.
Auch im sehr wichtigen E-MTB und E-Trekking Bereich finden sich vermehrt Kettenschaltungen.

Unterschiede gibt es bei der Anzahl der Kurbeln. Im hoch qualitativen, sportlichen Bereich geht der Trend zu 1-fach-Kurbeln, während man im Touren-Bereich vielfach sogar 3-fach-Kurbeln vorfindet.
Je mehr es also vom sportlichen Bereich in Richtung Touren geht, desto höher wird tendenziell die Anzahl der Kettenblätter.

2. Die Nabenschaltung

Nabenschaltungen begegnen uns besonders oft an City- und Alltagsrädern. Dank zahlreicher moderner, hochwertiger Modelle sind sie allerdings zum Beispiel auch im gehobenen E-City Bike Segment anzutreffen.

Funktionsweise der Nabenschaltung

Von ihren Aufbau her sind Nabenschaltungen sehr wartungsarm und wenig pflegebedürftig.
Hier wird die Funktion in einigen Schritten erklärt:

  1. Ein geschlossenes mechanisches Getriebe befindet sich in der Hinterradnabe
  2. Dort befinden sich Planetengetriebe (Umlaufgetriebe), die sich im Ölbad bewegen
  3. Bei einem Planetengetriebe kreisen auf Achsen befestigte Zahnräder um ein Rad im Zentrum (Prinzip von Sonne und Planeten)
  4. Das Schalten passiert nur innerhalb der Hinterradnabe
  5. Die Kette leitet die Kraft eines an der Kurbel befestigten Kettenblatts an ein Zahnrad auch Steckritzel genannt ans Hinterrad weiter

Vor- und Nachteile der Nabenschaltung

Kurz und knapp zusammengefasst, ist eine Nabenschaltung durch ihren geringen Verschleiß sehr alltagstauglich, bietet aber den Nachteil eines höheren Gewichts und einer geringen Dynamik.

Alle, die es noch genau wissen wollen, erhalten hier einen prägnanten Überblick.

Vorteile

  • Eine Nabenschaltung benötigt nur wenig Wartung
  • Man profitiert von einer hohen Langlebigkeit
  • Sie lässt sich auch im Stand schalten
  • Durch ihre geschlossene Bauart ist eine Nabenschaltung gut vor Verschmutzungen geschützt
  • Eine Nabenschaltung lässt sich einfach und bequem bedienen
  • Statt einer Kette lässt sich auch der „saubere“ Riemenantrieb verwenden

Nachteile

  • Eine Nabenschaltung ist schwerer als eine Kettenschaltung
  • Man zählt einen höheren Preis als für eine vergleichbare Kettenschaltung
  • Bei Defekten ist die Reparatur aufwendig
  • Um zu schalten, muss man das Treten unterbrechen
  • Man kann beim Schalten keine Gänge überspringen
  • Der Wirkungsgrad ist weniger gut als bei einer Kettenschaltung
  • das Fahrrad fährt etwas schwerer als ein Fahrrad mit Kettenschatltung

Einsatzbereiche der Nabenschaltung

Wie bereits erwähnt, kommen Nabenschaltungen vermehrt bei Cityrädern im Einsatz. Hier profitieren vor allem Vielfahrer und Pendler von der hohen Belastbarkeit und dem geringen Wartungsaufwand bei einer solchen Schaltung.
Typisch ist der Einsatz im flachen oder nur leicht hügeligem Gelände.

Doch es geht auch anders und anspruchsvoller. So gibt es heutzutage sehr weit entwickelte Nabenschaltungen mit bis zu 14 Gängen, die einen hohen Übersetzungsbereich bieten und sich somit für ganz verschiedene Terrains einsetzen lassen. Auf diese Weise geht es mit einer Nabenschaltung in den ambitionierten Trekking-Bereich und sogar bis hin zum sportlichen Verwendungszweck.

Dabei lassen sich auch stufenlos schaltbare Getriebenaben, elektronische Varianten und Nabenschaltungen für die Verwendung von hydraulischen Scheibenbremsen erhalten.

3. Die Tretlagerschaltung

Dieser Schaltungstyp ist noch recht neu und unbekannt. Es handelt sich hier allerdings um ein sehr interessantes Konzept, dem einige Beachtung zu schenken ist. Entwickelt wurde die Tretlagerschaltung von der Firma Pinion, weswegen man sie alternativ auch als Pinion Schaltung bezeichnet.

Funktionsweise der Tretlagerschaltung

Bei einer Tretlagerschaltung wechselt man mittels eines Zahnradgetriebes die Gänge.
Hier wird die Funktionsweise Schritt für Schritt erklärt:

  1. Das Getriebe arbeitet direkt an der Kurbel
  2. Antriebs-, Abtriebs- und Schaltwelle befinden sich in einem geschlossenen Gehäuse
  3. Durch das Zentralgetriebe hat das Rad einen tiefen Schwerpunkt
  4. Ein Stirngetriebe legt mit hilfe zweier Teilgetriebe die verschiedenen Gänge ein

Die Tretlagerschaltung ist einem KFZ-Getriebe nachempfunden und funktioniert auch nach den gleichen Standards. Die Konstruktion hat dabei eine hohe Komplexität.

Vor- und Nachteile der Tretlagerschaltung

Alles in allem ist diese Technologie sehr wartungsarm und innovativ, benötigt aber eine besondere Tretlageraufnahme, die man an gewöhnlichen Rädern vergeblich sucht.
Mit einer entsprechenden Aufnahme profitiert man dann von ganzen 18 echten Gängen und einer sehr hohen Bandbreite an Übersetzungen mit bis zu 636 %.

Hier gibt es einen prägnanten Überblick zu den Vor- und Nachteilen der Tretlagerschaltung.

Vorteile

  • Eine Tretlagerschaltung funktioniert so gut wie wartungsfrei
  • Die Technologie ist sehr robust und unempfindlich
  • Die Lage des Getriebes im Schwerpunkt des Fahrrads ist vorteilhaft
  • Gangwechsel im Stand sind möglich
  • Statt einer Kette lässt sich ein Zahnriemen verwenden

Nachteile

  • Man benötigt eine spezielle Aufnahme
  • Im Vergleich zur Kettenschaltung ist die Technologie etwas teuerer
  • Es ergibt sich ein recht hoher innerer Reibungswiderstand
  • Das Gewicht ist höher als bei einer Kettenschaltung
  • Bei Defekten hat man einen hohen Wartungsaufwand

Einsatzbereiche der Tretlagerschaltung

Das Pinion Getriebe hat durch seine hochwertige Konstruktion mit einer guten Dichtung vor allem bei hohen Beanspruchungen Sinn, lässt sich aber prinzipiell für jede Art von Fahrrad benutzen.

Das können folgende Gattungen sein:

  • Citybikes
  • Trekkingbikes
  • E-Bikes
  • Mountainbikes
  • Reiseräder

Wer zum Beispiel viel bei schlechtem Wetter unterwegs ist, kann über die sehr robuste und zuverlässige Tretlagerschaltung nachdenken. Des Weiteren eignet sie sich hervorragend, um enorm viele Kilometer zu fahren. Wer zum Beispiel eine lange Radreise plant, wird mit diesem Schaltungstyp hervorragend bedient.
Es lassen sich ohne Sorgen und Wartung viele Tausend Kilometer zurücklegen.

Auch Mountainbiker profitieren sogar im Enduro-Bereich von dieser extrem robusten Schaltung. Äußere Einflüsse können der geschlossenen Getriebebox nichts anhaben, so dass man selbst unter härtesten Bedingungen schadlos unterwegs ist.

4. Mechanische versus elektronische Schaltung

Mit dem Aufkommen akkubetriebener Schaltungen vor einigen Jahren ist eine Diskussion entfacht. Waren zuvor Fahrrad-Schaltungen selbstverständlich mechanisch betrieben, so drängen nun auch mehr und mehr elektronische Varianten auf den Markt.

Während elektronische Schaltsysteme eine äußerste Präzision bieten und kaum Kraftaufwand erfordern, sind mechanische Varianten deutlich günstiger und leichter.

Kommen akkubetriebene Schaltungen vermehrt an Rennrädern zum Einsatz, so sind sie grundsätzlich für alle Fahrradtypen geeignet. Mittlerweile trifft man sie auch häufiger an MTBs, Cyclocrossern oder an E-Bikes an.
Einen wichtigen Diskussionpunkt stellt dabei der Schaltkomfort dar. Mit elektronischen Schaltsystemen geht das Schalten deutlich leichter, wobei es hier bei Defekten allerdings gerne mal kompliziert wird.

Im Folgenden lernst du beide Schaltungstypen anhand ihrer Vor- und Nachteile noch besser kennen.

Mechanische Schaltung

Die mechanische Schaltung hat schon lange ihre Daseinsberechtigung, wird aber stark von akkubetriebenen Systemen herausgefordert. Trotzdem ist sie mehr als nur etwas für die Traditionalisten unter den Radsportlern.

Vorteile

  • Mechanische Schaltsysteme sind leichter als elektronische
  • Preislich liegen sie deutlich unter vergleichbaren elektronischen Schaltungen
  • Die Wartung geht zumeist einfach und Ersatzteile sind unkompliziert zu bekommen
  • Man findet eine überschaubare Technik ohne Akku und Elektronik vor
  • Bei Transport läuft man weniger Gefahr, dass das Material beschädigt wird

Nachteile

  • Das Bedienen der Schaltung erfordert einen höheren Kraftaufwand
  • Die Gangwechsel laufen weniger präzise ab
  • Die Montage ist aufwendiger
  • Das Schaltsystem benötigt mehr Wartung
  • Man kann nur aus einer Griffposition heraus schalten

Elektronische Schaltung

In der elektronischen Schaltung findest du das augenscheinlich überlegende System vor. Zweifelsohne ist die Technologie fortschrittlicher, präziser und komfortabler als eine mechanische Schaltung. Von einer Wachablösung zu sprechen, wäre jedoch nicht angemessen.

Vorteile

  • Elektronische Schaltungen ermöglichen sehr präzise Gangwechsel, man muss nicht nachjustieren
  • Durch das Schalten per Tastenklick ist der Kraftaufwand minimal
  • Es besteht die Möglichkeit, aus verschiedenen Griffpositionen heraus zu schalten
  • Die Batterien halten sehr lange und der Wartungsbedarf ist minimal
  • Die Montage gelingt sehr unkompliziert
  • Frauen benötigen weniger Kraft beim Bedienen von elektronischen Rennrad Schalthebeln

Nachteile

  • Elektronische Schaltungen sind teurer in der Anschaffung und in der Wartung
  • Die Schaltsysteme sind schwerer als mechanische Varianten
  • Die Technologie kann zum Beispiel beim Transport schneller Schaden nehmen
  • Die Montage gestaltet sich bei älteren Fahrradrahmen kompliziert

Fazit

Am Ende zählt bei der Frage, ob es eine mechanische oder eine elektronische Schaltung sein soll, die persönliche Vorliebe. Wer Präzision und Komfort beim Wechseln der Gänge zu schätzen weiß, wird ein akkubetriebenes Schaltsystem eher bevorzugen.

Legt man dagegen mehr Wert auf leichte Schaltungen mit einer überschaubaren Technologie und einem gut ausgebauten Wartungsnetz, ist eine mechanische Schaltgruppe die logische Wahl.

Zudem liegt die Frage nach dem richtigen Schaltsystem auch immer am Budget. Für Profis und Enthusiasten lohnt sich eine elektronische Schaltung sicher. Für Gelegenheitsfahrer und Anfänger hat sie stattdessen nur wenig Sinn.
Durch den hohen Kostenunterschied ist es ratsam, zunächst auf eine mechanische Schaltung zu setzen. Forciert man dann das Radfahren, lassen sich immer noch die Vorteile einer elektronischen Schaltung genießen.