Schnellspanner oder Steckachse – Vor- und Nachteile auf einen Blick
Beim Wort Schnellspanner denken viele zuerst an den Klapphebel, mit dem sich ein Rad werkzeuglos, schnell und unkompliziert ausbauen lässt. Tatsächlich verbirgt sich dahinter eine bestimmte Bauweise der Laufradaufhängung, die sogar Auswirkung auf die Rahmenkonzeption hat. Da mit der Steckachse eine alternative Konzeption Marktanteile erobert, werden hier die unterschiedlichen Wirkweisen von Schnellspanner und Steckachse erläutert und die Vor- und Nachteile dargelegt.
Laufrad und Achse
Vor allem bei einer Panne wird der Wechsel des Laufrades zum Thema. Dann kommt die Verbindung von Laufrad, Achse und Rahmen in den Blick, um eine Reparatur möglichst schnell und stressfrei durchführen zu können.
Allerdings ist das Bauteil eines Schnellspanners bzw. einer Steckachse nicht nur für einen unkomplizierten Aus- und Einbau verantwortlich:
- Die Achse sichert die Verbindung von Rad und Rahmen.
- Beim Bremsen wirkt die Kraft auf das Laufrad und damit auch auf die Achse, sodass hier zuverlässige Stabilität notwendig ist.
- Die Achse hält das Laufrad nicht nur im Rahmen, sondern auch in der Spur. Schon einige Millimeter Schiefstand können den Vortrieb behindern und zum Schleifen der Bremse führen.
Klein, aber oho!
So klein die Achse sein mag, ihr kommt weitreichende Bedeutung für die Sicherheit und das Fahrvergnügen zu. Nicht nur die Fahrradtypen haben sich im Laufe der Fahrradhistorie immer weiter ausdifferenziert und reichen mittlerweile von:
- City-Rad
- Trekking-Bike
- Crossbike
- MTB
- Rennrad
- Fatbike
- uvm.
Darüber hinaus sind in vielen Fahrradsegmenten mittlerweile E-Bike Antriebssysteme verfügbar, die andere Geschwindigkeiten und Beschleunigungen erlauben. Das erhöht noch einmal die Kräfte, die auf das Laufrad und damit die Achse einwirken. Aus diesem Grund wurde die Innovation im Bereich dieses kleinen Bauteiles vorangetrieben, sodass sich je nach Anwendungsbereich mit dem Schnellspanner und der Steckachse zwei unterschiedliche Achssysteme etabliert haben.
Schnellspanner – Prinzip und Wirkweise
Ein Schnellspanner besteht aus mehr als dem augenfälligen Hebel zur schnellen Demontage des Laufrades:
- Es gehört als Kernelement eine Stange mit standardmäßig 5 mm Durchmesser und einer Länge von 100 mm beim Vorderrad und von 130 bis 135 mm beim Hinterrad dazu.
- An dieser Stange befindet sich auf der einen Seite der Kopf, meist mit besagtem Hebelmechanismus.
- Auf der anderen Seite befindet sich ein Gewinde, auf das eine Kontermutter geschraubt wird.
- Zusätzlich sichern zwei Federn den Halt des Schnellspanners.
Beim Ein- oder Ausbau wird der Schnellspanner durch die Hohlachse der Radnabe gesteckt und dann von unten in das offene Ende der Gabel bzw. des Ausfallendes geschoben. Der Druck des Schnellspanners fixiert das Laufrad, damit es bei der Rotation nicht vom Rahmen rutscht.
Vorteile Schnellspanner
Der Schnellspanner wurde 1930 von Tullio Campagnolo entwickelt und war sein Erstes von insgesamt über 135 Patenten im Radsportbereich. Campagnolo hatte bei einem Rennen wegen eines Radwechsels wertvolle Zeit verloren und suchte daher nach einer Radaufhängung, die diesen Arbeitsgang verbesserte. Herausgekommen ist der Schnellspanner.
- Die Schnelligkeit des Radausbaus war daher namensgebend und zählt zum Hauptvorteil.
- Zusätzlich kann das Laufrad ohne Werkzeug demontiert werden, was zweifelsohne ein Plus ist.
- Im Vergleich zur Steckachse fällt beim Schnellspanner ein geringeres Eigengewicht zu Buche.
Nachteile Schnellspanner
Mit der Entwicklung des Schnellspanners hat sich der Radwechsel deutlich vereinfacht und beschleunigt. Dennoch ist die Radaufhängung ein essenzielles Bauteil, sodass mit dem Schnellspanner auch spezifische Nachteile einhergehen:
- Das Laufrad muss mit der Nabe zentral und im richtigen Winkel eingebaut werden, um keine Schleifgeräusche oder Blockaden zu erzeugen. Beim Schnellspanner kann es sehr leicht passieren, dass ein Schiefstand verbaut wird.
- Da beim Schnellspanner der Rahmen an der Gabel und am Ausfallende offen ist, muss das Laufrad mit der optimalen Spannung eingebaut werden. Dabei wird das Laufrad durch den Schnellspanner zwischen den beiden Rahmenteilen eingeklemmt. Eine falsche Spannung kann weitreichende Konsequenzen nach sich ziehen und im schlimmsten Falle zum Herausspringen des Rades führen.
- Der klassische 5 mm Schnellspanner hat eine geringere Belastungsgrenze als eine Steckachse und verträgt weniger einwirkende Kräfte.
Steckachse – Prinzip und Wirkweise
Das Prinzip einer Steckachse kommt entwicklungstechnisch aus dem KFZ und LKW Bereich und hat sich dort etabliert, um bei einer Achse mit Differenzial den Aus- und Einbau zu vereinfachen. Wegen der großen Belastungen im Mountainbike Sport hat sich diese Art der Achsaufhängung auch im Radsportbereich entwickelt und findet mittlerweile über das MTB hinaus Verwendung.
- Eine Steckachse ist anders als der Schnellspanner im eigentlichen Sinne die Achse selbst.
- Dementsprechend ist das Gestänge deutlich dicker und damit stabiler.
- Auf der einen Seite des Achsgestänges sitzt der Kopf, der ebenfalls mit einem Spannhebel für werkzeuglose Demontage versehen werden kann.
- Die andere Seite ist mit einem Gewinde ausgestattet, das direkt in den Rahmen geschraubt wird.
Eine Steckachse kommt somit mit weniger Bauteilen als ein Schnellspanner aus. Allerdings muss dafür der Rahmen anders konzipiert sein.
- Da die Steckachse die eigentliche Achse darstellt, muss die Gabel und das Ausfallende geschlossen sein.
- Nachdem das Rad in den Rahmen eingelegt ist, wird die Stechachse durch dieses Loch und durch das Laufrad geschoben und auf der gegenüberliegenden Seite eingeschraubt.
- Wenn die Steckachse gespannt ist, ist das Laufrad automatisch in der Spur fixiert und kann nicht mehr herausrutschen.
Vorteile Steckachse
Bereits die Funktionsweise der Steckachse hat ihre Vorteile deutlich werden lassen. Da besonders im MTB-Bereich durch Federungen und intensivere Bremsvorgänge ein klassischer Schnellspanner schnell an die Grenzen stößt, bietet eine Steckachse jedoch auch für andere Fahrradgattungen Vorteile:
- Die Integration von Scheibenbremsen hat wegen deren hoher Griffigkeit auch für eine gestiegene Krafteinwirkung auf die Achse gesorgt. Eine Steckachse weist eine deutlich höhere Verwindungssteifigkeit auf und ist dementsprechend viel strapazierfähiger als ein Schnellspanner.
- Ebenso sorgt ein E-Antrieb für höhere Anforderungen an die Belastbarkeit der Bauteile, was eine Steckachse besser bedienen kann.
- Mit einer Steckachse ist es nicht mehr möglich, das Laufrad versehentlich schräg einzubauen, da es beim Spannen auch fixiert wird.
- Da das Laufrad also immer korrekt montiert wird, kann die Bremse nicht mehr schleifen. Das schont nicht nur das Material, sondern auch die Nerven.
Nachteile Steckachse
Von der Funktionsweise her ergeben sich zwar keine Nachteile einer Steckachse, dennoch sind einige grundsätzliche Dinge zu beachten, die den Einsatz von Steckachsen einschränken.
- Da es bei der Steckachse unterschiedliche Größenstandards bei der Breite und dem Durchmesser gibt und der Rahmen stets angepasst sein muss, weist dieses System eine sehr geringe Kompatibilität auf. Kurzum: Besitzt man mehrere Fahrräder mit unterschiedlichen Steckachsmaßen, können die Laufräder untereinander nicht mehr ohne Weiteres gewechselt werden.
- Das hat auf den Ersatzteilkauf Auswirkungen, da der Größenstandard beachtet werden muss und teilweise unterschiedliche Gewinde Anwendung finden.
- Eine Steckachse bringt gegenüber einem Schnellspanner ein etwas größeres Eigengewicht mit, was im Rennradbereich mitunter eine Rolle spielen kann.
Fazit
Die Steckachse erscheint in mancherlei Hinsicht als eine Weiterentwicklung gegenüber einem Schnellspanner. Wenn man nicht wie bei einem Rennen jede Sekunde für den Radwechsel sparen muss, wirken sich die größere Belastbarkeit und die korrekte Laufradarretierung einer Steckachse positiv auf die Sicherheit aus.
Einzig die sehr vielfältigen Radbreiten und Steckachsabmessungen können den Einsatz dieses Systems erschweren und sich besonders im Bereich der Ersatzteilbeschaffung als mühevoll erweisen.
Da jedoch auch unterschiedliche Schnellspannermaße existieren, ist dies keine grundsätzliche Veränderung.
Mittlerweile gibt es Umrüstsysteme mit Adaptern, die die unterschiedlichen Achs- und Nabengrößen ausgleichen oder sogar die Umrüstung von Schnellspanner zur Steckachse ermöglichen.