Seit über zehn Jahren erfreut sich die Fahrradindustrie an dem Umsatzwachstum der E-Bikes. Doch die Geschichte des E-Bikes ist älter als man zuerst annehmen mag. Der Boom kam aber erst relativ spät. Die Geschichte des E-Bikes, durchzogen von Innovationen, Erfolgen, Krisen und Fehlschlägen.

Die Verbreitung der Elektrifizierung um 1880 machte auch nicht vor dem Fahrrad halt

Gefühlt sind Elektrofahrräder ein eigentlich noch junges Phänomen, in Wirklichkeit aber gab es die ersten Fahrräder mit elektrischem Antrieb schon vor 120 Jahren. Ab ca. 1880 nahm die Elektrifizierung, mit der großflächigen Verbreitung elektrischer Energie in allen Bereichen, Fahrt auf. Ende der 1880er Jahre gab es erste industriell gefertigte Akkus, die auch den Bau von Elektroautos erlaubten. Dieses Prinzip wurde unter anderem auch auf das Fahrrad übertragen. Das erste Patent für ein Elektrofahrrad wurde von Ogden Bolton Jr. 1895 in den USA angemeldet, dies war allerdings noch ohne Pedalantrieb. Vier Jahre später erst wurde von dem Deutschen Albert Hänsel das erste Patent auf ein Elektrofahrrad mit Pedalantrieb registriert.
Zur Serienproduktion reichte es allerdings noch nicht, erst in den 1930er Jahren wurden erste Versuche unternommen E-Bikes in größerer Zahl zu bauen. Ab 1932 produzierte die Phillips-Tochter EMI das Simplex Elektrofahrrad in Kleinserie. Im Prinzip war dieses den heutigen E-Bikes schon recht ähnlich. Die Batterien fielen allerdings vergleichsweise mächtig aus, außerdem fehlte noch eine ausgeklügelte Leistungselektronik. In England wurde parallel an einer Konstruktion mit Nabenmotor am Hinterrad experimentiert, die auf das Energierückgewinnungsprinzip setzte.

Zweiter Weltkrieg und die frühen 70er ließen den Markt stocken

Aber erst nach dem zweiten Weltkrieg verbreiteten sich Fahrräder mit Hilfsmotoren in größerer Zahl. Angetrieben wurden diese mit Miniaturverbrennern. Recht erfolgreich war ab 1949 unter anderem das aus britischer Produktion stammende Cyclemaster. In den 1950er Jahren ebbte der Boom wieder drastisch ab, die schwachen Antriebe wirkten im Vergleich zu stärker motorisierten Zweirädern, wie Mofas, unattraktiv.
In den frühen 1970er Jahren wurden neue Ansätze gestartet elektrifizierte Fahrräder zu bauen. In Japan stellte Panasonic einen Prototypen vor, der den heutigen Pedelecs schon recht ähnlich war. Die Sindelfinger Firma Solo brachte als Antwort auf die Ölkrise das Elektromofa Electra 720, welches zumindest in kleiner Stückzahl auf die Straße kam, aber mit einem Preis von 1100 DM, im Verhältnis eine zu schwache Leistung auf kurzer Strecke, gegenüberstand.
Auch in den 1980 er Jahren wurde immer weiter an E-Bikes getüftelt, die sich aber meistens über viel Gewicht und wenig Reichweite auszeichneten und so nicht über den Prototypenstatus hinausgelangten.

Yamaha revolutionierte dem Markt mit Power-Assist-System

Ein wichtiger Schritt zum modernen E-Bike war 1982 die Patentanmeldung für das Pedelec-Prinzip durch Egon Gelhard, seine Idee war es die Motorunterstützung abhängig von der Tretleistung zu machen. Erstmalig eingesetzt wurde dieses Prinzip allerdings erst 1990 von der Schweizer Firma Velocity. Um diese Zeit kamen motorisch unterstützte Fahrräder wieder in Mode, neben der Saxonette mit Verbrennungsmotor, war auch das Elektrofahrrad Hercules Elektra recht erfolgreich. Dieser namhafteste Vertreter der neuen Elektromobilität blieb bis Mitte der 1990er Jahre das meistverkaufte E-Bike in Europa. Der Markt war noch überschaubar, wurde aber von Kynast und Yamaha beherrscht. Einer der wichtigsten Beiträge in der Entwicklung von E-Bikes leistete Yamaha mit dem Power-Assist-System (PAS), bei dem mithilfe eines Sensors die Muskelkraft gemessen wurde und dieser Impuls die Unterstützung des Motors regelte.

Intensive Entwicklung und Neuerungen brachten den Durchbruch

2001 wurde erstmalig ein Prototyp als Pedelec bezeichnet, das Sparta Ion. Hier war der Motor in der Hinterradnabe und der Akku integriert, sprich nicht auf den ersten Blick erkennbar. Zwei Jahre später kam der Prototyp und Vorreiter des Pedelecs in den Markt, das trotz seines Namens auf eine Ni-Mh-Batterie setzte. Parallel eroberte in dieser Zeit die besonders leistungsfähige Lithium-Technik die Akku-Welt und verhalf ab 2005 den Pedelecs und E-Bikes zum Durchbruch.
Seitdem entwickelte sich der Markt um das elektronisch unterstützte Fahrrad rasant weiter, in sehr kurzer Zeit kamen eine Vielzahl neuer E-Bike-Typen mit zunehmend verfeinerter Technik und eleganterem Design und viel Komfort auf den Markt. Immer größere Reichweiten und geschmeidiger arbeitende Antriebe, wie etwas von Bosch, leisteten beim Kunden große Überzeugungsarbeit. Schnell eroberte das Pedelec-Prinzip immer neue Segmente und immer größere Kundenkreise, allein von 2012 bis 2016 hat sich in Deutschland die Zahl der Pedelecs von 1,3 auf 2,8 Millionen mehr als verdoppelt.