Je schöner das Wetter ist, desto mehr Radfahrer sind in der Natur, auf Feldwegen, Radwegen und Straßen anzutreffen. Was den meisten Menschen nicht bewusst ist: Zahlreiche Radfahrer kümmern sich nur „mit halber Aufmerksamkeit“ um ihr geliebtes Bike. Sie setzen sich somit – gerade nach der Winterpause – unnötigen Risiken aus. Besonders eine mangelhafte Pflege / Wartung der Verschleißteile des Rads ist leider nicht unüblich. An erster Stelle sind hier die Bremsen und deren Beläge zu nennen.
„Runtergerittene“ Bremsbeläge verursachen nicht nur unschöne, nervige Geräusche – sie stellen auch ein Sicherheitsrisiko dar. Eine verzögerte oder abgeschwächte Bremsleistung kann schnell zu einem schlimmen Sturz und Verletzungen führen. Deshalb gehört der regelmäßige Blick auf die Bremsbeläge zu den Routinehandlungen, die jeder Biker durchführen sollte. Sind die Bremsen verschlissen, bleibt einem nichts anderes übrig als die Bremsbeläge zu wechseln. Hierbei handelt es sich um eine vergleichsweise einfache Reparaturleistung, die von Laien in circa 30 bis 40 Minuten erbracht werden kann. Aus finanzieller Sicht ist der Do-it-Yourself-Ansatz ebenfalls sinnvoll: Wer sein Rad für einen Bremsbelagwechsel in die Werkstatt gibt, muss mit Arbeitszeitkosten von 20 EUR plus Materialkosten rechnen.
Basiswissen: Welche Bremsbeläge gibt es überhaupt?
Grundsätzlich lassen sich Bremsbeläge je nach System in Felgenbremsbeläge und Scheibenbremsbeläge unterscheiden. Bis vor einigen Jahren waren beinahe ausschließlich Felgenbremssysteme auf dem Fahrrad-Markt verfügbar. Seit dem Aufkommen der (vor allem bei Nässe) deutlich leistungsstärkeren Scheibenbremsen ist die Marktsituation unübersichtlich geworden. Deshalb hier zur groben Orientierung ein Überblick über die zwei häufigsten Systeme: mechanische Felgenbremsen und hydraulische Scheibenbremsen.
Bei Felgenbremsen entsteht die Bremswirkung durch das mechanische Anpressen von Bremsbelägen an der Felgenflanke. Man findet diese Art von Bremssystem vornehmlich bei Trekking-, City- und Rennrädern. Neben dem niedrigen Preis und dem geringen Gewicht gehören die einfache Wartbarkeit und die solide Bremswirkung bei trockenem Wetter zu den Pluspunkten dieses bewährten Systems. Felgenbremsen bestehen aus folgenden Komponenten: Bremsbelag, Bremsschuh (Aufnahme) und Befestigungsschraube.
Scheibenbremsen gelten bei Mountainbikes, aber auch bei E-Bikes und High-End-Rennrädern mittlerweile als Standard. Es handelt sich dabei in der Regel um Nabenbremsen. Bedeutet: Die Bremswirkung wird durch Anpressen der Bremsbeläge auf eine an der Nabe liegende Bremsscheibe erzielt. Scheibenbremsen sind sehr gut dosierbar und verschleißen deutlich langsamer als Felgenbremsen. Dennoch kommen Radfahrer auch bei Scheibenbremssystemen nicht umhin, nach einigen Tausend Kilometern die Bremsen zu wechseln. Organische Beläge verschleißen übrigens etwas schneller als gesinterte (metallische) Beläge – dies sind die zwei häufigsten Materialmischungen für Scheibenbremsbeläge
Verschleiß – der Todfeind des Radlers
Bremsbeläge sind typische Verschleißteile. Unabhängig von der Art des Bremssystems lässt die Bremsleistung nach langem Gebrauch zwangsläufig nach. Das Ausmaß der Verschleißerscheinungen hängt von verschiedenen Faktoren ab: Raue Witterungsbedingungen und ein sportlicher Fahrstil mit vielen plötzlichen Bremsvorgängen beschleunigen den Materialverschleiß. Wer die Pflege seines Bremssystems vernachlässigt (Reinigung der Felgenflanken bzw. der Bremsscheiben), darf sich ebenfalls über eine nachlassende Leistung nicht wundern. Üblicherweise halten die Bremsbeläge bei einem Fahrrad zwischen 1.000 km (Felgenbremsen) und 5.000 km (Scheibenbremsen). Spätestens nach Ablauf dieser Zeitspanne ist es ratsam, den Bremsbelag zu wechseln, um kein unnötiges Risiko einzugehen.
Woran merke ich, dass ich meine Bremsbeläge wechseln sollte?
Die meisten Hersteller wissen, wie wichtig es ist, rechtzeitig die Bremsen zu wechseln. An marktüblichen Bremsbelägen ist daher eine Indikatorlinie angebracht, die anzeigt, wann der Verschleiß sichere Bremsmanöver erschwert oder gar unmöglich macht. Neben dieser Indikatorlinie gibt es weitere Anzeichen für verbrauchte Beläge:
– der Bremshebel muss beinahe bis zum Anschlag durchgedrückt werden, ehe der Bremseffekt einsetzt
– beim Bremsvorgang entstehen laute Geräusche
– an der Felge werden spezielle Indikatoren (Punkte) sichtbar, die auf Materialverschleiß hindeuten
Felgenbremsbeläge wechseln – eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für Laien
Viele Standard-Fahrräder sind nach wie vor mit einer Felgenbremse ausgestattet. Wer seine Bremsbeläge am Fahrrad wechseln möchte, benötigt im Prinzip kaum fachspezifisches Know-how. Ein gewisses handwerkliches Geschick sollte man allerdings schon mitbringen. Hier eine schrittweise Anleitung für alle, die ihre V-Brake- oder Magura-Bremsbeläge wechseln wollen (Magura ist Marktführer im Bereich der hydraulischen Felgenbremsen):
1. Bremszug aushängen
2. Bremsbelag mit einem Innensechskantschlüssel abschrauben / bei Magura Bremse mit Schnellspanner entfernen
3. Neuen Bremsbelag unter Berücksichtigung der richtigen Reihenfolge der Unterlegscheiben anbringen / Magura Bremsbeläge einfach einklippen
4. Bremsbeläge ausrichten: Der Abstand zwischen Felge und Belag sollte circa 1 mm betragen, bei Magura Bremsen 2 mm
Bremsbeläge wechseln bei Scheibenbremsen – geht auch ohne Werkstatttermin
Nun eine step by step-Anleitung für Radfahrer, die ihre Shimano Bremsbeläge wechseln müssen:
1. Fahrrad auf einen Montageständer hängen
2. Laufrad ausbauen
3. Sicherung der Bremsbeläge mit Zange, Inbus oder Schlitz-Schraubenzieher entfernen
4. Bremsbeläge entnehmen
5. Bremskolben zurück an ihren Platz drücken
6. Bremssattel, Hebel und Bremsscheibe reinigen
7. Neue Bremsbeläge (und neue Sicherung) einsetzen
8. Laufrad wieder einbauen
Das gilt es nach dem Wechsel zu beachten
Nach dem Bremsklötze Wechseln sollten sicherheitsbewusste Radfahrer einige Punkte „abarbeiten“. Als Erstes muss die Bremse eingefahren werden. Dies gilt insbesondere für Scheibenbremsen. Man sollte hierzu auf einem leeren Parkplatz rund 30 Mal stark abbremsen. Erst danach besitzt die neue Scheibenbremse am Fahrrad ihre volle Bremskraft. Auch Felgenbremsen sollten zunächst vorsichtig getestet werden. Gegebenenfalls erfolgt anschließend eine Korrektur der Einstellung – etwa, wenn die Bremse zu früh oder zu spät reagiert.
So zögert man den Verbrauch heraus
Damit man nicht alle drei bis vier Monate seine Bremsbeläge wechseln muss, gilt es einige Tipps zu beherzigen. Durch bremsenschonende Fahrweise zögert man den Verschleiß der Beläge erheblich heraus. Schonend bedeutet in diesem Fall: keine überflüssigen oder allzu abrupten Bremsvorgänge. Darüber hinaus sollten Radfahrer ihre Beläge sowie die dazugehörigen Komponenten (Felge, Nabe) mindestens einmal in der Woche gründlich säubern. Nicht zuletzt verringert man durch die Wahl einer harten Gummimischung (Felgenbremsbeläge) bzw. eines gesinterten Belags (Scheibenbremse) den Materialverschleiß.